Quedlinburg

Quedlinburg
Quedlinburg,
 
1) Kreisstadt in Sachsen-Anhalt, 125 m über dem Meeresspiegel, im fruchtbaren nördlichen Harzvorland, an der Bode, 25 500 Einwohner; Schloss-, Klopstock- (im Klopstockhaus) und Fachwerkmuseum, Lyonel-Feininger-Galerie; Baugewerbe, Metall-, Holzverarbeitung, Bauelementefertigung sowie auf Saat- und Pflanzgut spezialisierte Landwirtschaft; Dienstleistungs- und Fremdenverkehrsgewerbe.
 
 
Die Stadt wird überragt vom Schloss (16.—18. Jahrhundert, heute Museum) und der Kirche des ehemaligen Frauenstifts Sankt Servatius, einer romanischen Basilika (1129 geweiht) mit hervorragender Bauornamentik (am gotischen Chor reiches Portal, um 1320); in der Krypta romanische Gewölbefresken, die Gräber von König Heinrich I. und seiner Gemahlin Mathilde der Heiligen sowie drei Grabplatten von Äbtissinnen (Stuck; wohl frühes 12. Jahrhundert); in der Schatzkammer seit 1993 der wieder vereinte Domschatz, dessen wertvollste Stücke 1945 einem Kunstraub zum Opfer fielen, jedoch bis 1992 rückerworben werden konnten. In der zum Teil noch ummauerten Altstadt drei gotische Hallenkirchen (Ägidien-, Benediktus- und Nikolauskirche), Rathaus (im Kern spätgotisch, 1615 und 1898-1901 umgebaut), an der Südwestecke Roland (1427), sowie zahlreiche Fachwerkhäuser (16.-17. Jahrhundert). Außerhalb der Altstadt die Wipertikirche (12. Jahrhundert) mit Umgangskrypta (Anfang 11. Jahrhundert). Die UNESCO erklärte die Altstadt, Schloss und Stiftskirche zum Weltkulturerbe.
 
 
Das 922 erstmals erwähnte Quedlinburg entstand in Anlehnung an eine aus karolingischer Zeit stammende und bis ins 13. Jahrhundert die Bedeutung wahrende Pfalz. 936/937 gründete Mathilde die Heilige mit Zustimmung ihres Sohnes Otto dem Großen das Kanonissenstift, dessen Äbtissinnen lange Zeit in enger Verbindung zum Königtum standen. Otto III. verlieh 994 dem Kloster Markt-, Münz- und Zollprivilegien für die in seinem Umfeld siedelnden Kaufleute. 1539 wurde die Reformation eingeführt. Besondere wirtschaftliche Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert die Samenzucht.
 
 
H.-H. Schauer: Q. Das städtebaul. Denkmal u. seine Fachwerkbauten (Berlin-Ost 1990);
 
Der Quedlinburger Schatz wieder vereint, hg. v. D. Kötzsche, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Berlin (1992);
 R. Heydenreuter: »Kunstraub«. Die Gesch. des Quedlinburger Stiftsschatzes (1993);
 W. Hoffmann: Die Kirchen in Q. (1994);
 W. Hoffmann: Q. Ein Führer durch die Weltkultur-Stadt (21996).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Magdeburg, Sachsen-Anhalt, grenzt im Südwesten an Thüringen, 540 km2, 79 900 Einwohner; hat im Norden und Zentrum Anteil am fruchtbaren lössbedeckten Harzvorland beiderseits der Bode, das übrige Kreisgebiet liegt im waldreichen Ostharz (im Rambergmassiv bis 582 m über dem Meeresspiegel) mit den Tälern von Bode und Selke. Im Harzvorland Getreide-, Zuckerrübenanbau sowie Gemüse- und Obstbau, im Harz Wald- und Grünlandwirtschaft (Jungrinderaufzucht) sowie Fremdenverkehr (Thale, Bad Suderode, Gernrode, Harzgerode, Bode- und Selketal). Die wichtigsten Standorte der industriellen Produktion (besonders Metallurgie und Holzindustrie) sind Quedlinburg, Thale und Ballenstedt.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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